Im Herbst 2007 habe ich einen Beratungsauftrag zur Reorganisaion des ICT-Betriebs an einer Schule erhalten. Diese Woche nun konten wir dem Gemeinderat das fertige Betriebskonzept vorstellen. Künftig soll der technische Support von der pädagogischen Beratung getrennt werden. In einem nächsten Schritt sollen sich die Schulteams auf gemeinsame Ziele der Computerintegration in den Unterricht einigen. Heute habe ich den Bescheid erhalten, dass der Gemeinderat den Mehraufwand an Lohnkosten bewilligt hat. Aus einer Massnahme zur Kostenüberprüfung ist ein pädagogisches Projekt entstanden.

Eingeleitet wurde das Projekt vom Gesamtschulleiter der Volksschule mit 85 Klassen des 1.–9. Schuljahrs. Er wollte endlich wissen, welcher pädagogischer Nutzen den Kosten gegenüber steht. Jährlich erhöhte sich das Budget für den Ausbau von Netzwerk und Serverpark. Doch was genau wird in den Klassen mit den Computern gemacht, was lernen die Schülerinnen und Schüler?

Die Schule betreibt in 8 Schulhäusern insgesamt 450 Computer. Der Betrieb des Netzwerks, die Neuanschaffungen und die Personalkosten belaufen sich jährlich auf Fr. 500’000.–. Der Support erfolgte bislang beinahe vollständig Inhouse durch einen versierten Netzwerk-Administrator und wechselnde Temporärangestellte. Anlässlich des Recherchetags vor Ort traf ich mich mit allen Protagonisten zu einem Interview. In jedem Schulhaus waren Lehrpersonen für den 1st-Level-Support vor Ort zuständig. Stolz zeigte mir der Netzwerk-Verantwortliche die neun Server im zentralen Serverraum. Es würde täglich ein vollständiges Backup von allen Lehrer- und Schülerdaten gemacht. Auf meine Frage, was die Lehrpersonen denn so mit dem Computer im Unterricht tun, meinte er, dass er einen reinen Dienstleistungsauftrag habe: Das System müsse laufen. Was genau die Lehrerinnen und Lehrer mit dem Computer tun, sei doch innerhalb ihrer Lehrfreiheit… Dies reichte verständlicherweise dem auf gute Schulqualität bedachten Schulleiter nicht.

Im Verlauf der mehrmonatigen Beratung entwickelten alle beteiligten Personen gemeinsam ein vollständig überarbeitetes Betriebskonzept: Künftig sollen Technik und Pädagogik klar getrennt werden. Weiter sollen die Kommunikationsaspekte an der Schule durch eine separate Spartenleitung koordiniert werden. Unter anderem sollen die Schulhaus-Websites von den Schülerinnen und Schülern zum Publizieren ihrer Arbeiten genutzt werden (siehe Organigramm unten).

ICT-Betriebskonzept in der Schule

Neu soll in jedem Schulhaus eine pädagogische Beratungstelle eingerichtet werden. Diese berät die Lehrpersonen, wie sie den Computer in ihrer Klasse einsetzen können: als Lernwerkzeug, zum Üben, zur Informationsbeschaffung, zur Individualisierung etc. oder zum Lernen über die Medien (Medienbildung).

Die Finanzen sind bewilligt, das pädagogische Rahmenkonzept und die Pflichtenhefte sind erstellt, doch nun beginnt die eigentliche Arbeit: Die Implementierung in den schulischen Alltag. Nach der Sommerpause werden wir mit der Ausbildung der pädagogischen Beratungspersonen beginnen. Man wird sich in den Schulteams auf gemeinsame Minimalziele zur Erhöhung der Verbindlichkeit einigen müssen. Es werden Informationsveranstaltungen, Weiterbildungstagungen etc. organisiert. Ein mehrjähriges Projekt also, welches gut dosiert und umsichtig geplant werden soll, es stehen ja noch andere Themen in den Schulhäusern an…