blickamabendDas englische Boulevard-Blatt SUN hat im Sommer ein kostenpflichtiges Online-News-Magazin lanciert und hat erstaunlichen Erfolg. Blick am Abend hat noch vor Weihnachten 2013 ein Online-News-Angebot weiter ausgebaut und im ersten Quartal 2014 ist ein weiteres Schweizer Online-Magazin geplant. Alle Newsportale haben eines gemeinsam: Sie sollen in erster Linie mit Mobilgeräten genutzt werden.

watsonSeit gestern bietet Blick am Abend – bekannt als lästiges pinkfarbenes Blatt in den Zügen – ihre Abend-Zeitung als PDF-Ausgabe an. «… nur für das iPad», wie das Boulevard-Blatt titelt. Mit der App kann man das Abendblatt abonnieren und erhält es im Push-Modus automatisch auf das iPad geladen. Die NZZ berichtete am 3.12.13 darüber. Damit ist Blick am Abend dem geplanten neuen Online-Portal Watson zeitlich um eine Nasenlänge voraus. Das Newskonzept von Watson ist noch nicht bekannt. Die Macher um den Ex 20 Minuten-Online-Chef Hansi Voigt halten sich bedeckt. Siehe persoenlich.com vom 27.10.13. Wer watson.ch aufruft, kann einzig einen Newsletter abonnieren. 20 Minuten, Blick am Abend, watson: Das Medienjahr 2014 wird spannend beginnen…

Bereits im Sommer hat das britische Boulevardblatt «The Sun» ihre Online-Ausgabe weiter ausgebaut, jedoch anders als das pinkfarbene Schweizer Boulevard-Blatt als eine kostenpflichtige Ausgabe (siehe Zitat aus der NZZ vom 10.12.14 unten).

Interessant ist der anteilmässige Zugriff von 47 % auf die Online-Ausgabe von «The Sun» mit Mobilgeräten. Dies erstaunt nicht in Anbetracht der hohen Verbreitung von Smartphones und ihren immer grösser werdenden Bildschirmen. Das Lesen von Texten auf dem Smartphone ist zumindest von der jüngeren Generation offensichtlich immer mehr akzeptiert – und die ältere Generation kann sich ein Tablet mit augenfreundlicherem Bildschirm eher leisten. (-;

Man fragt sich, welche Auswirkungen die Entwicklung auf die Schule und Hochschule haben wird. Bereits jetzt schon bietet die PH Zürich ihre Skripte nur noch in digitaler Form an. Die Studierenden haben die Wahl, ob sie das Papier ausdrucken oder online lesen wollen. Nicht wenige Dozierende drucken die Unterlagen für den Präsenzunterricht wohl  immer noch aus. Gelegentlich vernehmen wir, dass Studierende den Dozierenden beim Abgeben eines Papierbündels entgegnen, sie hätten eher Interesse an der digitalen Version, wo diese denn verfügbar sei. Die Akzeptanz fürs Lesen am Bildschirm ist hoch, Tablets werden günstiger und verbreiten sich schnell: Schule und Hochschule müssen ihre Lehr- und Lerninhalte konsequenter online für die verschiedenen Geräte anbieten. Auch das an vielen Hochschulen eingeführte «Laptop-Obligatorium» muss in Anbetracht dieser Entwicklung überdacht werden: Reicht künftig auch ein Tablet? Oder setzt sich das Tablet eh als Allerwelts-Lesegerät neben dem Laptop durch? Und sehen wir bald Studierende, welche ihre Skripte konsequent auf dem Smartphone lesen? …

blick_datenbestimmungNachtrag zum ePaper von Blick am Abend: Es lohnt sich, die Datenbestimmungen beim Abonnieren des ePapers genau durchzulesen. Schliesslich ist das Papier gratis – wir bezahlen mit unseren Daten …

 

 

 

NZZ vom 10.12.2014 (Seite 54):

Die digitale «Sun» findet Käufer

Erstaunlich starke Nachfrage nach dem Online-Boulevardblatt

ras. ⋅ Das britische Boulevardblatt «The Sun» hat vier Monate nach der Einführung eines Online-Gebührenmodells bereits 117 000 Kunden gefunden, die bereit sind, 2 Pfund pro Woche für den Service Sun+ zu bezahlen. So kurz nach dem Start lässt sich zwar noch kaum erkennen, wie treu die Käufer sein werden. Dennoch überrascht die relativ grosse Nachfrage angesichts der Tatsache, dass englischsprachige Boulevard-News kostenlos im Überfluss im Internet kursieren. Wie der «Guardian» schreibt, brauchten die ebenfalls zu Rupert Murdochs Medienkonzern gehörenden Zeitungen «Times» und «Times on Sunday» ein ganzes Jahr, um dieselbe Kundenzahl wie die «Sun» zu erreichen. Im Oktober zählten sie gut 150 000 Abonnenten.

Der Verlag News UK machte ein paar Angaben zum Profil der Sun+-Käuferschaft. Danach sind 30 Prozent der Abonnenten zwischen 25 und 34 Jahre alt – auch ein jüngeres Publikum scheint also zahlungsbereit. 47 Prozent meldeten sich über Smartphones an. 60 Prozent sind Männer, 40 Prozent Frauen. Dieses Geschlechterverhältnis soll sich nach Ansicht des Verlags aber einmitten, wenn die Promotion von Fussball-Angeboten auslaufe.

Als die «Sun» im Sommer Gebühren zu erheben begann, brachen allerdings die Besucherzahlen ein. Im August sanken die Besuche im Vergleich zum Vormonat um mehr als 60 Prozent, wie der Journalist und Blogger Roy Gleenslade notierte. Und die durchschnittliche Verweildauer ging um 67 Prozent zurück.