Während zwei Tagen treffen sich 130 E-Learning-Verantwortliche von Schweizer Hochschulen auf Einladung von SWITCH zur Jahrestagung, der «eduhub». Es wird viel virtueller «Learning Café» verdrückt, dazwischen auch echter. Denn diesen trinkt man gerne gemeinsam. Und Austausch unter den Anwesenden war wohl das am meisten gefragte Gut.

Das erste Wort erhielten an an der diesjährigen eduhub die hauptsächlichen Nutzniesserinnen und Nutzniesser der Dienstleistungen der E-Learner: Die Studierenden. Und diese nahmen kein Blatt vor den Mund: «I hate OLAT» gesteht die Studentin der Uni Zürich und verlangt E-Learning «As Easy as Buying Shoes“». Sie habe bis dato noch wenig E-Learning gesehen, aber viel Datei-Verteilung. Ein Student aus der Westschweiz empfiehlt, für die eigene Hochschule Diaspora einzusetzen. Und Francesco Bortoluzzi, ein Tessiner Student, beklagt den hürdenreichen Zugang zum Hochschul-Netzwerk und schwört als Lösung auf Cloud Computing ein «Dropbox-ähnliches System» sei notwendig. Seine erste Handlung bestehe zu Beginn des Semesters jeweils darin, alle Lernunterlagen in Moodle auf seinen Ordner in Dropbox zu verlagern. Es passiere an seiner Uni ein «Voting with your Feet»; die Dozierenden würden selbst weg von Moodle wandern, hin zu bestehenden Web 2.0-Tools.

Ob dies die Anforderungen der anwesenden Studierenden als «Early Adopters» seien oder solche von der Mehrheit der Studierenden, wollte ein Zuhörer wissen. Nein, überhaupt nicht, Studierende seien mehrheitlich medienerfahren. Und die Erfolgsgeschichte von Dropbox & Co. gründe auf der verblüffenden Einfachheit der Tools. Es wäre den anwesenden Studierenden lieber je ein Tool für jede Aufgabe und dieses sei dann „einfach“. Die Leiterin der E-Learningdienste einer Hochschule wendet ein: Die Studierenden reden nur von Werkzeugen, weniger von den Inhalten. Diese seien doch das Wichtige fürs Studium. Die Studentin: Wenn ich den guten Inhalt nicht finde, nützt mir dies gar nichts. Die Slides einer Präsentation im LMS seien nicht so sexy und auch an gespeicherten Vorlesungen sei sie nicht sehr interessiert.

Offenbar sind den heutigen Studierenden die bestehenden E-Learning-Plattformen zu lehrerzentriert. Wen wundert’s, dass sie bei den ihnen bekannten Web 2.0-Tools nach flexiblen Lösungen suchen. Wo soll künftig ihr Lernen stattfinden, wollte ein Mitarbeiter von SWITCH wissen. In «ihren» Social Media Tools? Soll die Uni gar keine Tools zum gemeinsamen Arbeiten zur Verfügung stellen? – Eine klare Antwort der Studierenden war nicht auszumachen.

Was tun? Die bestehenden LMS einfacher gestalten, noch mehr Web 2.0-Features integrieren? Das Undenkbare ohne LMS zu denken wagen? – In den anschliessenden «Learning Cafés» war dann von der zeitweiligen Betroffenheit der Anwesenden nicht mehr viel spürbar. Munter wurden Tools und Projekte vorgestellt, viele Vorhaben, wenig Umgesetztes.
Aufhorchen liess das Projekt «ITSI 2» der Uni Basel: In diesem AAA/SWITCH-Projekt soll nach der «modernen Lernumgebung für den Campus von morgen» gesucht werden. In einer Reihe von Gesprächsrunden soll ein Konzept für eine moderne Lernumgebung entwickelt werden. Grundlage des Konzepts bildet eine Raummetapher mit fünf verschiedene Raumtypen, darunter ein lehrerzentrierter „Lehrraum“ und ein studentenzentrierten „Lernraum“. Es geht dabei nicht in erster Linie um «E-Learning», die physischen Räume werden mitgedacht, unter Beizug eines Produzenten von Schulmöbeln. Für jeden Raum findet ein separater Workshop statt. Gestartet wird im Mai mit dem Prüfungsraum. Ob das künftige Konzept auf die eingangs beschriebenen unterschiedlichen Vorstellungen wohl schlüssige Antworten liefern kann? Man darf gespannt sein. Und zu hoffen bleibt, dass auf das Konzept auch eine konkrete Umsetzung folgen darf. Das Projekt kann auf dem ITSI-Blog mitverfolgt werden.

Die Unterlagen der Tagung werden wohl demnächst auf der Website der eduhub days angeboten werden.