Die PH Zürich hat im Januar 2016 einen so genannten Innovationstag durchgeführt: An dieser internen Veranstaltung präsentierten die verschiedenen Leistungsträger ihre Angebote und Projekte; Ideen und mögliche Entwicklungen werden zur Diskussion gestellt. Das Team des Digital Learning Center organisierte eine Diskussionsrunde in Form eines «World Café» zum Thema «Digitalisierung der Hochschule – Was dient der «guten» Lehre?». Die Ergebnisse dieser unrepräsentativen Gruppendiskussionen liegen in einer Zusammenfassung vor.
Die schnellen technologischen Entwicklungen prägen unsere Gesellschaft und beeinflussen die Form, wie wir uns informieren, kommunizieren und konsumieren. Diese Veränderungen machen auch nicht vor der Schule und Hochschule halt. Es stellt sich die Frage, welche dieser Entwicklungen eine Bildungsorganisation aufnehmen soll. Nach einer kurzen Einführung diskutierten die Teilnehmenden anhand von drei Thesen mögliche Reaktionen und welchen Stellenwert insbesondere digitale Medien künftig in der Lehre haben sollen.
These eins ging der grundsätzlichen Frage nach, ob es wirklich zutreffe, dass die Digitalisierung der Gesellschaft zwingendermassen eine Digitalisierung der der Hochschule bedürfe. Diese grundsätzliche Frage, welche weit über das Lernen und Lehren mit digitalen Medien hinaus geht (vgl. Kerres 2016), hätte das zeitlich begrenzte Diskussionsgefäss gesprengt. Diskutiert wurden konkrete Themen, beispielsweise ob das traditionelle Format der Vorlesung noch Bestand hätte. Denn Wissen steht grundsätzlich im Internet und auf der internen Lernplattform zur Verfügung, Studierende könnten sich dieses grundsätzlich «selbstbestimmt» aneignen. Recht erstaunlich war die grosse Einigkeit der Diskutierenden, dass klassische Vorlesungen in vielen Fällen zugunsten medienbasierter Präsentationen (abgefilmte Vorlesung, Screencast-Präsentation) aufgegeben werden könnten. Ein Unterrichtsformat wie «Flipped Classroom» wird als realistisch angesehen. Die Präsenzanlässe seien zur Anwendung, z.B. zur Bearbeitung praxisorientierter Fallbeispiele zu verwenden. An der ungewohnten Rolle der Dozierenden könnte dies scheitern, meinen die einen. Andere geben zu bedenken, dass nicht alle Studierenden dem Lerntypus des selbstständigen Lernenden entsprechen würden. Man müsste allenfalls mit unterschiedlich strukturierten Angeboten, je nach Lerntypus reagieren. Auch war man sich einig, dass eine pädagogische Hochschule doch nicht zu vergleichen sei mit einem universitären Studium. Die Ausbildung an der PH Zürich bereitet auf einen sozialen Beruf vor, weshalb Face-to-Face-Kontakte mit den Studierenden weiterhin wichtig bleiben, denn es geht doch auch um das Trainieren von praktischen Fertigkeiten.
Zwei weitere Thesengruppen diskutierten die künftige Funktion von Leistungsnachweisen, den umstrittenen «didaktischen Mehrwert» von digitalen Medien, wie die Hochschule solche Veränderungen auf organisatorischer Ebene angehen sollte und über die grosse Herausforderung, welche digitale Medien mit der Vermischung von Arbeit/Studium und Freizeit mit sich bringen. Es herrschte Konsens unter den wohlweislich mehrheitlich medienaffinen Dozierenden, dass ein Nebeneinander anzustreben sei von digitalem Lernen (Wissensvermittlung) und unmittelbarem Erfahrungsaustausch und auch darüber, dass die Studierenden grundsätzlich immer noch weniger an ihrem Wissen als an ihrer Handlungsfähigkeit gemessen würden.
Die vollständige Zusammenfassung der Diskussionsrunde ist downloadbar als PDF. Im Anhang eine Literaturliste sowie die Linkliste mit Materialien zum vertiefenden Studium. Das zitierte Studienmaterial stammt unter anderem vom deutschen Hochschulforum Digitalisierung, einer «unabhängigen nationalen Plattform», welche mit siebzig Expertinnen und Experten über die «vielfältigen Einflüsse der Digitalisierung auf die Hochschulen und insbesondere auf die Hochschullehre diskutieren.» (Quelle: «Über uns» auf www.hochschulforumdigitalisierung.de). Initiatoren sind u.a. die deutsche Hochschulrektorenkonferenz sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Auf der vergleichbaren schweizerischen Organisation Swissuniversities findet man bislang keine vergleichbare Projekte.
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