Das Institut für Medien und Schule (IMS) an der PHZ Schwyz rief zur Fachtagung «One-to-One-Computung in der Schule» – Und am 11. Februar trafen sich etwa zweihundert ICT-Verantwortliche, Lehrpersonen, Dozierende und Bildungsverantwortliche im praktisch vollen Vorlesungsraum.
Das Thema scheint zu interessieren. Und eine Tagung organisiert durch das Team des IMS steht inzwischen für Relevanz und Tiefgang, unterhaltsam verpackt. Wir sollen nicht enttäuscht werden. Gedanken dazu.
Netbooks, Tablet-PCs, Smartphones, iPads etc. kosten heute wenige Hundert Franken, viele Kinder und Jugendliche besitzen selbst ein solches Gerät. Mit diesem Hintergrund sind Organisationssysteme wie Computerecken, Notebookwagen etc. teilweise zu hinterfragen. Jede Schülerin, jeder Schüler könnte vor dem eigenen Gerät sitzen. One-to-one Computing ist realisierbar. Damit beschäftigt sich diese Tagung. SwitchCast sei Dank sehen sich die Abwesenden die Keynotes und Workshops hier an.
Ben Bachmair eröffnete die Tagung mit einem Grundsatzreferat zum pädagogisch kulturökologischen Bezugsrahmen des mobilen Lernens: liebwürdig engagiert, anregend, aber etwas wenig geerdet. Bachmair fünf Minuten vor Schluss: «Jetzt wird’s konkret» – doch dazu reichte leider die Zeit nicht mehr. Und Werner Hartmann schloss mit einer brillianten Parabel mit «Noteblocks», «iBlocks» und «Faceblock». Selten haben wir so gelacht an einer Keynote und selten hat sich ein Referent so eng an sein Abstract gehalten: Von der «Technologie Schreibtafel» hat die Wandtafel überlebt und die persönliche Schiefertafel ist auf der Strecke geblieben. Wer wird die Wiederholung des Rennens gewinnen: Interaktives Whiteboard oder iPad? – Die Frage stimmt nachdenklich, denn lehrerzentrierter Unterricht erweist sich als hartnäckig. Und nebenbei gibt Hartmann Anschauungsunterricht, wie man mit einem Referat einen nachhaltigen Eindruck geschaffen werden kann. Cenego twittert «Habe tatsächlich bei der Morgendusche an Hartmann gedacht…» – Er wird wohl nicht der einzige gewesen sein.
Vieles regt zum Weiterdenken an, die zwei nachfolgenden Gedanken seien näher beschrieben:
Selbstverantwortung
Richard Heinen stellte verschiedene Ausstattungskonzepte «zwischen schulischer Versorgung und persönlicher Verantwortung» vor. Wenn jede Schülerin, jeder Schüler sein persönliches Gerät besitzt und dafür verantwortlich ist, sollte sie/er folgerichtig auch für dessen Unterhalt sorgen. So stellte Heinen unter anderen das System des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums Gütersloh vor: Die Schüler-AG «CompuTecS» bietet Support für den eigenen Computer an: Alle Schüler haben Admin-Rechte, es gibt kein Image und wenn das Gerät neu aufgesetzt werden muss, tut dies die Schülerin/ der Schüler SELBST, mit Unterstützung der Schüler-AG. Und wer selbst die aufwändige Arbeit der Installation erlebt hat, trägt seinem Gerät künftig mehr Sorge. Ein Modell, welches durchaus auch an (pädagogischen) Hochschulen mit dem bereits praktizierten Tutorensystem umgesetzt werden könnte. So haben wir an unserer PH Zürich im medien-lab seit Jahren sechs Studierende als Tutoren angestellt, welche ihre Mitstudierenden in Medienarbeit bestens unterstützen (v.a. Gerätehandling und Vidoschnitt).
In diesem Zusammenhang fällt auf, wie mit dem Einbezug von persönlichen Geräten der Anspruch an einen homogenen Gerätepark gelockert wird. Gängige Empfehlungen zuhanden der Schulen weisen auf die Notwendigkeit eines möglichst homogenen Geräteparks hin und es wird abgeraten von Occasionsgeräten. Erstaunlich, dass an einigen der vorgestellten Schulen der ICT-Verantwortliche zeitaufwändigen Support an Schülergeräten leistet, währenddem andere Schulen den mühsamen Prozess des Outsourcing ihres ICT-Supports angehen.
Der «inkrementelle» Ansatz
Christoph Derndorfer berichtete von One Laptop per Child in Lateinamerika und was man davon lernen kann. Derndorfer beschreibt, wie er ein OLPC-Pilotprojekt in Oesterreich begleitete und wie sie nach erfolgreichem Abschluss des Projekts zum Schluss kamen, dass aufgrund der Ergebnisse dennoch wenig auf eine Ausweitung der OLPC-Initiative auf beispielsweise ganz Oesterreich geschlossen werden könne. Er schlug statt dem Weg über ein Pilotprojekt mit anschliessendem Mega-Umsetzungsplan den «inkrementellen» Weg vor, der beispielsweise in der Softwareentwicklung praktiziert wird. Parallelen zur Organisationsentwicklung, respektive zur Schulentwicklung werden sichtbar. Sie vertritt ein ähnliches Prinzip: In kleinen, überschaubaren Schritten, mit verschiedenen aufeinander abgestimmten Massnahmen dem Entwicklungsziel entgegen gehen.
Wichtig ist nur, dass «jemand» weiss, wohin die Strategie der kleinen Schritte hinführen soll. Dieser «jemand», Schulleiter Michael Hubli, stellte im Workshop «Professionelles Lernen und Arbeiten mit Netbooks im Unterricht» das Modell der Kantonsschule Sursee vor: Mit einer Vielzahl von aufeinander aufbauenden Massnahmen führten die Schulleitung, der ICT-Verantwortliche und das Schulteam die persönlichen Schüler-Netbooks ein: Angebot eines kostengünstigen Geräts, geregelter Gerätesupport, langfristiges Weiterbildungskonzept für die Lehrerschaft, vereinbarte Richtlinien der Gerätenutzung im Unterricht, bei Prüfungen etc. Die Führungsaufgabe des Schulleiters kommt zum Ausdruck, indem er diesen Prozess zielgerichtet steuert. Hubli zum Schluss: «Die Umstellungen für die Unterrichtsvorbereitung brauchen Zeit. Wir machen weiter!» Werner Hartmann dazu: «Chance» …
Weiterlesen: Zeitschrift Computer+Unterricht 2011/81. Inhalt.
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