Ein Navigations-App auf dem iPhone, das ist fantastisch. Toll, dass Navigon die Karten von ganz Europa in ein iPhone-App gequetscht hat und sich das App (fast) wie ein ausgewachsenes Navi-Gerät verhält. Im Auto funktioniert es – abgesehen vom zuweilen schlechten GPS-Empfang bestens – und auf dem Velo?
Seit kurzem bietet Velo Plus eine stabile Halterung für den Lenker an. Die Ostertage laden ein zur Testreise: Uerikon – Mühlacker – 245 km – los. Das Gefühl ist berauschend. Präzise geführt, radle ich durch Quartiersträsschen, abgelegene Waldwege und ich wundere mich immer, wo ich auf wieder bekannte Hauptstrassen stosse. Sorgen bereitet der Akku, und in Diessenhofen ist dann erstmals Pause angesagt. Pasta für den Fahrer 220 Volt für das iPhone.
Was tun, die Fahrt ist noch weit? Der Akku ist halbwegs voll und weiter geht’s, mit etwas weniger Elan. Denn die Landkarte ist zu Hause geblieben, soll doch ein Experiment ohne Fangnetz sein… Also App an, Strassenkreuzung durchfahren, Kilometerzahl bis zur nächsten Kreuzung merken, App aus. Irgendwie ist’s jetzt noch fast schöner: Der Blick löst sich von der Anzeige und wendet sich mehr der tollen Gegend zu. Auf der Schwäbischen Alb wird’s ganz abgelegen. Vorbei an verlassenen Skihütten, auf engen Forstwegen, Schneemaden im Schatten. Den Kartografen, welcher einzelne Strassen falsch taxiert hat, sollte man aber an den Ohren nehmen: Meine dünnen Rennrad-Pneus lieben die vereinzelten Kieswege überhaupt nicht. Wenn jetzt das Navi aussteigt, bin ich am A… Doch der „Stromspartrick“ funktioniert und vor dem Eindunkeln finde ich ein verlassenes Hotel, auf Empfehlung eines Gastwirts. Denn Google weiss nicht, wer über Ostern geöffnet hat.
Die restlichen 100 km vergehen im Flug. Ich mache mir einen Sport daraus, das Navi möglichst kurz vor der Kreuzung einzuschalten, und dann gleich wieder aus. Wenn ich daran denke, dass ich mit der Velokarte jedes Mal hätte anhalten müssen. Dafür werden mit dem App keine Steigungen angekündigt und ich weiss nie genau, wo ich mich befinde. Also in ganz unbekannten Gegenden würde ich mich niemals einzig dem iPhone anvertrauen.
In Mühlacker bei Stuttgart angekommen, hole ich mir dann einen Reiseführer über die Schwäbische Alb aus dem Büchergestell. Es geht doch nichts über ein handfestes Buch.
Ab Abend kommt auch mein Schwager mit dem Auto an, sichtlich genervt. Das Navi im Auto hätte ihm im S… herumgeführt. Fertig, er kaufe sich wieder eine gute Strassenkarte. – Ich dagegen erkläre Navi- Biken zum neuen Trendsport.
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