«Produzieren Sie Podcasts, solange es diese noch gibt!» Dies empfahl Thomas Merz den Zuhörerinnen und Zuhörern anlässlich seines Referats an der Tagung «Podcasting im Unterricht» vom 20. Mai 2006. Ich schaue mir die damals präsentierten Podcasting-Portale heute, zweieinhalb Jahr später, nochmals an: Durchwegs verwaiste Seiten, welche nicht mehr als einige wenige Podcasting-Beiträge veröffentlicht haben. Das «Podcasting-Portal für den Unterricht» hat seinen letzten News-Beitrag im September 2007 publiziert. Und ipodium.ch, die «Plattform für Schweizer Edu Podcasting» hat am 30. Oktober ihren ersten Podcast seit den Sommerferien gepostet. Ja, das waren noch Zeiten, als man sich stritt, ob jeder Audiobeitrag auch ein Podcast genannt werden dürfe und ob eine abonnierbare Radiosendung auf DRS3 das Label «Podcast» verdient.

Thomas Merz scheint diese Entwicklung vorausgeahnt zu haben und fragte sich damals in seinem Referat, was die Schülerinnen und Schüler für ein Leben in einer Mediengesellschaft benötigen, respektive, was sie als Erwachsene im Berufsleben in zehn bis fünfzehn Jahren wohl bedürfen. Nichts desto trotz, man war sich einig, dass Podcasts im Unterricht «höchst sinnvolle Einsatzmöglichkeiten» bieten, ihr didaktisches Potential war (und ist) unbestritten und bieten ein breites medienbildnerisches Lernfeld. Und man versprach, fleissig Podcasts zu produzieren. Aber eben, dann kamen der PSP, das Nokia N95 & Co., das iPhone. Man spricht von Mobile Computing, Apple Apps und immer mehr von Cloud Computing.

Radiosendungen als «Podcasts» werden heute intensiv abonniert, wenn man den Statistiken der Radioanstalten glauben darf. Abonnieren heisst aber nicht hören. Ehrlich, wieviele Podcasts haben Sie abonniert? Und das einzige, was Sie damit tun: Sie verfälschen die Nutzungsstatistiken. Das tun sie vielleicht auch mit Ihrem vergessenen Account bei Second Life. So löst ein Hype den anderen ab, so, wie es die Mode auch tut. Inzwischen reiten die letzten noch auf der Web 2.0-Welle, während andere bereits die Web 3.0-Welle heranrollen sehen wollen. Und wie die aussehen soll, werden wir an Tagungen wie beispielsweise der UNM-Tagung Mitte November hören.

Nein, ich störe mich gar nicht an dieser Entwicklung, solange ein neues Medium nicht als DAS ultimative Thema der Medienbildung verkauft wird. Und solange man mich MEINE Podcasts hören lässt: Zum Beispiel den «Digitalk» von Matthias Schüssler und Roger Zedi, «Atlas» (DRS2), «Focus» (DRS3» oder den «Doppelpunkt» des nimmermüden Roger Schawinski. Sehr zu empfehlen der Doppelpunkt vom 19.10.08: Der «Roschee» bekommt von Roger Köppel auf den Grind. Eigentlich ist’s doch eine Zumutung, zu festgelegter Zeit das Radio anschalten zu müssen. Ich will hören, wann ICH will. Und dies ist für mich die wichtige Errungenschaft der Podcasts.