Ich betrete die Eingangshalle des Schulhauses: prächtige Schülerarbeiten und kunstvoll geschmückte Texte mit Aussagen von Schülerinnen und Schülern hängen an den Wänden. Ich gehe vorbei an einer offenen Schultür, höre Schülerstimmen, es tönt nach fröhlichem Arbeiten. Weiter vorn stehe ich vor einem riesigen Wandplakat, bestehend aus einer Vielzahl von einzelnen Puzzleteilen. Jedes Teil enthält ein Bild und eine kurze Aussage von einer Schülerin oder einem Schüler.

Ich begleite einen Schriftsteller, bei seinem Besuch in einer Klasse. Er schreibt im Rahmen des Projekts «Schulhausroman» mit dieser Klasse einen solchen, wir haben also nicht direkt mit der Schule zu tun. Der «warme» Empfang durch das Schulhaus hat mich berührt. Schon beim Betreten des Schulhausareals sind mir die vielen bewusst gestalteten Nischen im Gelände aufgefallen: vielfältige Sitzgelegenheiten, Hocker, Tische; mehrere Tischtennis-Tische, eine mit «Spielkiste» beschriftete Truhe, ein mit «Pausenkiosk» gekennzeichneter Stand. Ein schulischer Lebensraum, der anspricht.

Wir erreichen das Teamzimmer kurz vor der grossen Pause. Einzelne Lehrpersonen sind schon da. Man kommt auf uns zu, begrüsst uns, lädt uns zu einem Kaffee ein. Auch hier fällt die Raumatmosphäre auf: Ein langer Tisch als zentrales Element, daneben eine gemütliche Sitzgruppe, leicht abgetrennt aber gleich daneben der gemeinsame Vorbereitungsraum. An einer Wand entdecke ich einen Leitsatz: «…». Daneben daneben ein wandfüllendes Kinoprogramm, weiter ein Gestell, beschriftet mit «mediengestützes Lernen». Darin befinden sich Unterlagen zu neuer Software und Artikel zu Medienthemen.

Ich trete näher an die Infowand. Wieder eine Abbildung mit Puzzleteilen, ähnlich derjenigen, die ich im Eingangsbereich entdeckt hatte. Diesmal bestehen die Puzzleteile aus Begriffen wie «Lernatelier», «Lerncoach», «Ganztagesbetreuung» etc. Offensichtlich geht es um ein Entwicklungskonzept der Schule, ein Konzept, wie diese Sekundarschule künftig ausgestaltet werden soll. Ich finde weiter Artikel (pdf) aus der Tagespresse, in welcher der Schulleiter das künftige Schulprofil beschreibt. Das neue Schulprofil bedarf der Zustimmung der Behörde und unmittelbar an diesem Tag soll die Konsultativabstimmung im Lehrkörper stattfinden. Schnell bin ich im Gespräch mit den Lehrpersonen. Ein älterer Lehrer erklärt mir mit viel Nachdruck, dass die herkömmliche Aufteilung in Leistungsklassen (Sek A, B, C) aus seiner versagt habe, die Leistungsfähigkeit und Ansprüche seien zu vielfältig. Es führe kein Weg mehr vorbei an einem Schulmodell mit individueller Schülerförderung, die Lehrperson müsse vermehrt zum Lerncoach werden. Und die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern, das Lernklima sei doch zentral.

Die Ausführungen der Lehrpersonen hören sich für mich einleuchtend an. Die Umgestaltungspläne dieses Schulteams passen nach meinem kurzen Augenschein offensichtlich zum bereits gestalteten Schulraum. Da wird aus meiner Sicht bereits eine lebendige Schulkultur gelebt, es wird ein Lern- und Lebensraum gestaltet, der anspricht. Und dies geschieht nicht mit dem Verfassen eines ehrgeizigen Schulkonzepts, das dann nach Plan umgesetzt werden soll. Das heisst, der Plan besteht natürlich auch, doch dieser, so scheint es, ist in organischer Weise aus der bisherigen Entwicklung entstanden und setzt diese wohl fort. Es ist dieser Schule zu wünschen, dass sie die rechtlichen Hürden meistern darf.