Zwischen der SRG und den Verlegern der privaten Medienunternehmen ist ein politisches Kräftemessen in Gang. Die SRG sieht das Internet als zunehmend wichtigen Kanal, um ihre Zukunftsvorstellungen eines konvergenten multimedialen Service public realisieren zu können. Die Privaten hingegen befürchten von dieser Policy einen Übergriff des gebührenfinanzierten Kolosses auf ein Terrain, das sie für ihr eigenes Fortbestehen besetzen wollen.
Keine Zeitung oder Zeitschrift kann heute auf ein paralleles Webangebot verzichten. Wer sich unterwegs über Tagesaktualitäten auf dem Laufenden halten will, besucht mit dem Smartphone Newsportale wie dasjenige des Tages-Anzeiger, der NZZ oder von 20 Minuten uam. Und zunehmend häufiger wird das Portal von SF.TV angesteuert. Längst hat es sich herumgesprochen, dass hier nebst der aktuellen Eigenproduktionen des Schweizer Fernsehens auch bestaufbereitete News warten, oft mit einem Vertiefungsangebot eines Blogs. Das publizistische Angebot von SRF hat sich konsequent einer trimedialen Strategie verschrieben. Die Internetaktivitäten von SF und SR missfallen den Schweizer Verlegern aufs Tiefste. Die Aufteilung des Internet-Werbekuchens ist in vollem Gang.
Ihr Internet-Angebot sei Teil ihres Service Public-Auftrags, so SRF. Besonders junge Zuschauer würden Fernsehsendungen nicht nach Fernsehprogramm konsumieren. Doch die zunehmende Webpräsenz passt besonders den Verlegern nicht. «Die SRG baut still und heimlich eine eigene Onlineredaktion auf», titelte die Sonntags-Zeitung vom 21. März 2011 und diskutiert die Ausschreibung einer Stelle für einen «Bereichsleiter News online». Diverse Tages-Zeitungen, darunter auch NZZ Online berichten am 25.3.11, laut Rechtsgutachten überschreite das Online-Angebot von SRF die gesetztlichen Grenzen. Wenige Tage später meldet der Newsletter Inside SRG-SSR triumphierend: «Das Online-Angebot der SRG SSR ist gesetzeskonform». Tatsache ist, dass im revidierten Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) Begriffe wie «Internet» und «Online» nicht vorkommen.
Mehr Hintergrundinformationen dazu im Artikel von Urs Meier im Medienheft.
Was hat die aktuelle Diskussion mit dem Bildungswesen zu tun? – SRF vollbringt im Rahmen seines Auftrags Service Public nicht zu unterschätzende Bildungs-Dienstleistungen wie SF Myschool, SF Wissen oder der trimedialen Kinder- und Jugendsendung Zambo. Besonders auf Schulbedürfnisse angepasste Medienangebote sind für Profitunternehmen weniger attraktiv, bieten aber den notwendigen Alltagsbezug. Das Verschmelzen von Print und elektronischen Medien mit dem Internet wird sich weiter fortsetzen. Man darf gespannt sein, wie sich die Parteien den Internet-Werbekuchen aufteilen werden.
Nachtrag: Auch in Deutschland wehren sich die Verleger gegen die Internet-Präsenz von öffentlich-rechtlichen elektronischen Medien. Hier.
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