«Kennen wir uns von Facebook?» ­ So lautet der aktuelle Anmachspruch an Partys unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Offenbar ist es üblich in dieser Altersgruppe, dass man «Freunde» in Facebook einlädt, welche man im realen Leben gar nicht kennt. Durchwegs anders verhalten sich die immer zahlreicher werdenden Facebook-Nutzer/innen in der zweiten Lebenshälfte: Meist kommunizieren diese auf einem sozialen Webdienst vor allem mit Arbeitskollegen, Nachbarn, Verwandten etc.

Suchen und Finden, das sind wohl die zwei Hauptthemen, welche Jugendliche in die sozialen Netzwerke führt. Und nicht selten folgt auf die elektronische Kontaktanzeige auch die reale Begegnung. «Sich mit Freunden treffen» ist immer noch die liebste Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen (JIM-Studie, S. 6) Die Identifikation mit dem eigenen Profil auf Facebook (der Kontaktanzeige) ist bei Jugendlichen oft sehr hoch. Die Pinnwand-Einträge, Fotosammlungen etc. werden gehütet und gepflegt wie ein wertvoller Schatz. Jugendliche, welche darüber befragt wurden bestanden darauf, dass die Inhalte auf Facebnook IHNEN gehören würden und nur sie darüber verfügen könnten (merz erziehung + wissenschaft, Nr. 4/ 2009 «Privatsachen im Internet»). Sie staunten nicht schlecht, als man ihnen mitteilte, dass Facebook über die Daten verfügen darf, sofern man die Nutzungsrechte nicht selbst einschränkt (Artikel in der SonntagsZeitung dazu HIER).
Nebenbei: In der aktuellen Studie «Heranwachsen mit dem Social Web» der LfM werden die Nutzungsmuster von Jugendlichen detailliert beschrieben (Seite 6 ff): das häufigere Nutzungsmuster «friendship-driven» und das seltenere Muster «interest-driven». Das PDF gibt es HIER.

Was eigentlich klar sein sollte, verdrängen nicht nur Jugendliche: Facebook ist keine Wohltätigkeitsorganisation, welche aus Menschheitsliebe ein Werkzeug zur Pflege von sozialen Kontakten kostenlos zur Verfügung stellt. Facebook muss und will Geld verdienen, die Firma schreibt im Moment noch rote Zahlen und setzt alles daran, anhand  der Auswertung von Mitgliederdaten geschickt Werbung zu platzieren. Entsprechend lautet die Information für potentielle Werber auf Facebook (HIER).

Werbung in den Massenmedien ist an und für sich nichts Negatives, sie stellt eigentlich eine besondere Form von Information dar. In Hochglanz-Magazinen zu Mode, Lifestyle etc. sind journalistische Beiträge zuweilen nur noch spärlich zwischen den vielen Werbeseiten eingestreut. Die Kundinnen und Kunden wissen dies und schätzen wohl auch die Information der Werbung über die neusten Produkte. 
Wer sich informiere, tue dies oft um entsprechend zu konsumieren, stellte der Werber Dominique von Mat in der Sendung «Focus» auf DRS 3 lapidar fest (HIER geht es zum Podcast). Besonders das Internet würden die Menschen vor allem mit Konsumabsichten benützen. Deshalb setze er in seiner Werbeagentur konsequent auf webbasierte Werbung, und zunehmend auch auf Werbung in sozialen Netzwerken (Zur Agentur JungvonMatt Limmat geht es Hier).

Ein Werber legte in einem Blogbeitrag kürzlich dar, wie «Social Media Marketing» funktioniere. Er verglich eine ausgewogene Werbekampagne im Internet mit Hilfe von sozialen Webdiensten mit dem Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente in einer Rockband:

  • Twitter – Der Schlagzeuger. Er ist für den Takt verantwortlich. Kleinste Informationsfetzen mit Twitter im Stundentakt.
  • Facebook – Der Bassist. Schlagzeuger und Bassist bilden das Grundgerüst der Marketingkampagne.
  • Blog – Der Rhythmusgitarrist. Die der Firmenblog.
  • YouTube – Der Sologitarrist. Die speziellen Events als Filmclips.

Das Beispiel zeigt deutlich: Kinder, Jugendliche und zunehmend auch Personen mittleren Alters nutzen soziale Webdienste zur Unterhaltung und für die Pflege ihrer sozialen Kontakte, derweil professionelle Werber auf derselben Klaviatur aus kommerziellen Gründen spielen.

HIER geht es zum ganzen Beitrag «Social Media Marketing ist wie Rock ’n Roll».
HIER eine hilfreiche Beschreibung von Social Media Marketing.
HIER nochmals eine Metapher auf Social Media Marketing: Ein Vergleich mit der Harley. Auch hier gäbe es viele unbedarfte Bastler.
Siehe auch den Eintrag in Wikipedia zum Stichwort.

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Es scheint , dass in Bezug auf soziale Netzwerke oft vergessen gerät, dass diese wirksame Werbemittel sind. Die Situation ist im Vergleich zu den Massenmedien aber eine andere: Zeitung, Fernsehen und Radio sind meist ebenso werbefinanziert. Wir beziehen Informationen in Form von journalistischen Beiträgen, redigierten PR-Artikeln und mit vielen Werbeseiten garniert. Wenn wir die Zeitung gelesen haben, legen wir sie ins Altpapier und zurück bleibt dann aber nichts mehr.
Anders aber mit Facebook & Co.: Wenn ich die Dienstleistungen von Facebook konsumiert habe, hinterlasse ich  Einträge über meine Person, meine Interessen und meine Freunde, dies in Form von Text, Bild, Filmclip oder Link. Und diese Informationen stellen wiederum wichtiges Rohmaterial für gezielte Werbeplatzierung für Facebook dar, welches die Firma in Bares zu verwandeln versucht. Unsere persönlichen Daten sind demnach die «Cash Cow» von Facebook, genau gleich wie bei Google, Yahoo etc.
 Nebenbei: Diesbezüglich sind mir persönlich Dienste wie z.B. Flickr lieber: Ich kann ein kleines Grundangebot kostenlos nutzen, muss dann für Zusatzdienste bezahlen, dies aber vollständig ohne Werbung.

Was tun gegen diesen Umstand? – Nichts bezüglich die Nutzung von Facebook: Der Tauschhandel ist fair: Eine mächtige Austauschplattform gegen das Wissen, ein Werbeobjekt zu sein. Jedoch viel bezüglich den Umgang mit den eigenen Daten: Machen wir Facebook das Leben schwer; seien wir knauserig mit dem Platzieren von persönlichen Informationen und schränken wir die Nutzungsrechte ein. Dass man seine Daten in sozialen Netzwerken schützen sollte, ist inzwischen wohl den meisten Nutzern klar geworden, würde man denken in Anbetracht der zahlreichen Artikel in der Presse zum Thema Datensicherheit in Facebook etc. (z.B. die ausführlichen Empfehlungen im PCTipp HIER). Die Realität lehrt uns anderes.
Und wer weiss, vielleicht wird es bald einmal einen kostenpflichtigen Zusatzdienst bei Facebook gänzlich OHNE Werbung geben. Diesen werden dann aber vielleicht nur ganz wenige nutzen. Eben, weil  sonst die hilfreichen Werbeinformationen fehlen würden…