Letzte Woche hatten wir Horst Niesyto bei uns im Fachbereich Medienbildung der PHZH zu Gast. Er referierte zum Thema: «Soziale Ungleichzeit und die Rolle der Medienbildung». Nach einem Co-Referat von Heinz Moser zum «Digital Divide» diskutierten wir die Frage, inwiefern wir Themen um den Digital Divide in Ausbildung, Weiterbildung und Forschung vermehrt aufnehmen sollen.
Ich überlege mir nun, was der Digital Divide mit der systematischen Informatikintegration in die Schule zu tun hat: In den 90er-Jahren argumentierte man damit, die Schulen müssten mit Computern ausgerüstet werden, um Chancengleichheit zu bewirken, denn nicht alle Kinder hätten zu Hause Zugang zu Computer und Internet. Damit implizierte man, mit der Ausrüstung von Computern sei das Notwendige getan. Inzwischen wissen wir, dass ein Computer im Schulzimmer allein weder bewirkt, dass dieser auch wirklich im Unterricht eingesetzt wird, noch hilft dieser zur Überwindung sozialer Ungleichheit.
Heute sieht die Situation so aus, dass in vielen Haushalten mit Migrationshintergrund Fernseher mit Satellitenempfang und Computer mit Internet-Breitbandanschluss stehen. Jugendliche mit Migrationshintergrund nutzen Computer und Internet vornehmlich zum Spielen und zum Downloaden von Filmen und Videoclips. Während Jugendliche aus der Bildungsschicht das Internet tentenziell eher zu Kommunikationszwecken nutzen. Der Digital Divide ist demnach nicht ein technisches, sondern viel mehr ein soziales Problem.
Kann da die Schule hier kompensatorisch wirken und die Schülerinnen und Schüler jeder sozialer Herkunft mit aktiver Medienarbeit zu «sinnvoller» Mediennutzung bringen und ihnen damit Chancengleichheit anbieten? Oder steht ihnen die skeptische Grundhaltung der Lehrpersonen gegenüber dem Nutzungsverhalten der Jugendlichen im Wege? Etwa die Ansicht, dass die schnellen Daumen der Gamer bestimmt weniger nützlich seien als Recherchekompetenz im Internet.
Ob da systematische Medienbildung in der Schule als ein Instrument zur Arbeit an der sozialen Ungleichheit dienen kann? Es könnte sich ein (weiteres) Argument für die Medienintegration in den Unterricht zu erhalten – sofern Argumente notwendig ist, um Medien nachhaltig in die Schule zu integrieren…
Digitale Spaltung – digitale Chancen (Niesyto 2002) (Download pdf)
Die Vorträge von Horst Niesyto und Heinz Moser werden in den nächsten Tagen im Fachbereichsblog veröffentlicht.